RICHART CARPENTER

 

 

CATWEAZLE


Wir schreiben das Jahr 1066. Catweazle, ein angelsächsischer Hexenmeister, ist auf der Flucht vor normannischen Kriegern. Eingekesselt von seinen Verfolgern bleibt dem Unglücklichen nichts anderes mehr übrig, als den Schutz der Geister heraufzubeschwören: "Sunandum. Hurandos. Laßt mich fliegen! Salmei. Dalmei. Adonei." Zu seinem Leidwesen fliegt Catweazle seiner Zeit jedoch im wahrsten Sinne des Wortes voraus und landet direkt im England des 20. Jahrhunderts. Dort trifft er auf den Sohn des Hexenhof-Besitzers Harold Bennett, der wegen seiner roten Haare von allen nur "Karotte" genannt wird, und den merkwürdigen Fremden für einen Landstreicher hält. Doch schon bald zeigt sich, daß der Unbekannte vollkommen überfordert mit den Errungenschaften der Moderne ist: Der brüllende Traktor macht ihm Angst, Elektrizität ist für ihn ein Elektrik-Trick und den städtischen Friseursalon hält er für eine Folterkammer. Kein Wunder also, daß Karotte den vermeintlichen Hausierer für vollkommen plemplem hält.

Immerhin trägt Catweazles Unkenntnis maßgeblich zur der wiederkehrenden Situationskomik der Geschichte bei, etwa dann, wenn der Zauberer eine ihm angebotene Zigarette einfach aufißt, anstatt sie zu rauchen. Auch das permanente Aneinandervorbeireden der Figuren sorgt für beste Unterhaltung, denn woher soll ein Mensch, der 900 Jahre übersprungen hat, wissen, daß ein Telefonhörer kein sprechender Knochen ist. Während Karotte alle Hände voll zu tun hat, seinen Freund vor den neugierigen Blicken der Umwelt zu verbergen, erstickt der beinahe in dieser ihm unbekannten Welt und setzt daher alles daran, in seine Zeit zurückzukommen. Dabei zeigt der Zauberer bisweilen recht egoistische Züge und bringt den jungen Bennett mehr als einmal in Schwierigkeiten.

Mit der Veröffentlichung von Catweazle holt der Münchner Terzio-Verlag ein Stück verloren geglaubte Kindheit in die Wohnzimmer zurück. Während die gleichnamige britische Serie aus den 70er Jahren zum letzten Mal im April 2003 im deutschen Fernsehen zu sehen war, sind die Hörspiel-Versionen von Fontana bzw. Philips (Sonic Series) bereits seit Urzeiten nur noch für horrende Summen in einschlägigen Internet-Auktionshäusern zu bekommen. Selbst die Romanvorlage aus der Feder von Richard Carpenter wird nicht mehr im regulären Buchhandel vertrieben, weshalb der Relaunch der 1983 vom Bayrischen Rundfunk produzierten Fassung für manch einen das Ende einer langen Wartezeit bedeuten dürfte. Trotzdem teilt sich die Fangemeinde bei diesem Titel in zwei Felder, zumal dem Hörbuch mit Jürgen Arndt als alleinigem Sprecher jegliche Atmo und damit der akustische Hintergrund gegenüber den früheren Hörspielen fehlt. Für all diejenigen, die wie die Hörspielhelden nie in den (vollständigen) literarischen oder visuellen Genuß von Catweazle kamen, sind die insgesamt vier CDs mit dem nostalgischen Fotoprint allerdings schon jetzt so etwas wie das heimliche Frühjahrs-Highlight 2005.

Bleibt nur die Frage, ob in den Archiven der Münchner Sendeanstalt noch weitere Geschichten rund um den Hexenmeister schlummern: In Großbritannien wurden immerhin zwei Fernsehstaffeln mit je 13 Folgen gedreht. "Werden Sie eines Tages wiederkommen", rief Karotte ihm nach. "Wiederkommen, wiederkommen", klang seine Stimme zurück. Der Nebel begann zu steigen und die magischen Kreise glitten lautlos über den See...

Petra
 

 

 

 

 

 

 

 

Lesung auf 4 Audio-CDs (Teil 1 und Teil 2)

Autor: Richard Carpenter
Übersetzung: Sybil Gräfin Schönfeldt
Funkbearbeitung: Angelika Stampfer
Regie: Josef Manoth
Sprecher: Jürgen Arndt

 

 

 

 

 

 
 

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