+ Tove Jansson „Mumins lange Reise“ +

„Ich verließ das Tal und wurde erwachsen.“ Nach rund zehn Büchern und weltweit mehr als 30 Übersetzungen hat Mumins-Erfinderin Tove Jansson die Geschichten rund um die kleinen Fabelwesen leid. Das war 1970. Doch auch heute, knapp zweieinhalb Jahre nach dem Tod der finnischen Autorin (+ 27.06.2001) ist die Faszination der Nilpferd-ähnlichen Figuren ungebrochen.

Während sich der Würzburger Arena-Verlag einer Neuauflage aller Bände in der Reihenfolge der Originale verschrieben hat, taucht man in München akustisch in “Mumins lange Reise“* und damit in die erste Geschichte über die liebenswerten Trolle aus dem Norden ein. Deren Vorfahren – so will es jedenfalls die Sage – haben einst unerkannt mit den Haustrollen hinter den Kachelöfen der Menschen gewohnt, die man in den skandinavischen Wohnhäusern ansiedeln darf. Da sie sich hinter den modernen Zentralheizungen aber nicht mehr so wohl fühlen, müssen der kleine Mumin und seine Mutter noch im Sommer durch die unheimlichen Wälder ziehen, um einen gemütlichen Platz zum überwintern zu finden. Von dieser aufregenden Reise, von verzauberten Gärten, in denen Kieselsteine zu Marzipan werden, dem Kampf mit dem Ameisenlöwen, aber auch von Freundschaft und gegenseitiger Achtung erzählt dieses Hörbuch:

Die Muminfamilie, die ich zu beschreiben versuche, ist schlichtweg glücklich, ohne sich dessen bewußt zu sein. Sie haben es gemütlich miteinander, und sie gewähren sich gegenseitig volle Freiheit: die Freiheit, allein zu sein, die Freiheit, auf eigene Art zu denken und zu fühlen und eigene Geheimnisse zu haben, bis zu dem Moment, wo sie bereit sind, sie zu teilen. Keiner verursacht je einem anderen ein schlechtes Gewissen“,

schreibt Jansson über ihre literarischen Kinder und verweist so auf ein gesellschaftliches Utopia, in dem Konflikte demokratisch und friedlich gelöst werden.
Trotzdem läßt die Geschichte keine Langeweile aufkommen, auch wenn man sich hinsichtlich der Umsetzung eher ein Hörspiel und damit mehrere Sprecher gewünscht hätte, die den Facettenreichtum dieser märchenhaften Welt und mit ihm die einzelnen Figuren stärker betonen würden, zumal Barbara Auer die atmosphärisch notwendige Dichte nur ungenügend zu erzeugen vermag.
Und dennoch: Für alle, die wissen wollen, wie die kleinen Knubbelnasen zu ihrem Mumin-Tal gekommen sind, ist dieses Hörbuch ein absolutes Muß, das neugierig auf die Fortsetzung macht:

Mitten auf der Wiese stand ein himmelblaues Haus, das fast wie ein Kachelofen aussah: Von da an wohnten sie ihr ganzen Leben dort im Tal. Nur ein paar Mal gingen sie – der Abwechslung halber – auf Reisen.“

Petra

 

* Tove Jansson
Mumins lange Reise
1 MC, 7,70 € / 1 CD, 9,99 €
Laufzeit ca. 48 Min.
Sprecherin: Barbara Auer
Produktion: Der Hörverlag 2003

 

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