+ Pressekonferenz mit den drei Fragezeichen vor ihrem Auftritt auf dem Münchner Sommer - Tollwood 2003
- Teil II des Interviews
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Dies ist eine möglichst wortgetreue Transskripion des zweiten Teils unseres Mitschnitts der "Pressekonferenz" mit den Sprechern der drei Fragezeichen, Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich.
Bei dem "ziemlich heftigen Presseauflauf", wie Corinna in ihrem EUROPA Tourtagebuch schreibt, waren neben zwei Fernsehteams (TV München, CNN Regional) auch Journalisten von Radio M 94,5 und Radio Galaxy beteiligt - und natürlich die Hörspielhelden!

Viel Spaß beim Lesen!

 

Habt Ihr auch ein bißchen Einblick in die Drehbücher von drei Fragezeichen?

Andreas: Ne. Das könnten wir gar nicht. Die Geschichten basieren ja alle auf Büchern, die erst erscheinen. Wir ändern vielleicht ein bißchen was an den Dialogen, wie wir sprechen, aber den Inhalt können wir natütlich nicht verändern.

Oliver: Wir könnten natürlich unsere Corinna von EUROPA losschicken, die hat natürlich ganz viel  Kontakt mit dem Buchverlag, wenn wir uns jetzt `mal ausdenken, wir müßten das und das `mal drehen, dann könnten wir Corinna hinschicken und sagen "Paß auf, mach da mal deinen Einfluß geltend", daß die das vielleicht in die Richtung dreht. Aber das haben wir bisher nicht getan.

Andreas: Den einzigen Einfluß, den wir hier hatten, war jetzt bei Master of Chess.  Das haben wir schon selbst initiiert, das war jetzt noch nicht so eine Idee von BMG. Das war unsere Idee, und da haben wir dann auch dafür gesorgt, daß die Geschichte so ist, daß wir etwas damit anfangen können.

Macht ihr denn auch alle Folgen, oder gibt es welche, die ihr euch dann durchlest und sagt: Ne!?

Andreas: Na, wir können jetzt sagen, die Folge ist jetzt wirklich unter aller Kanone ... Es gab ja auch Themen, wo wir gesagt haben: Mein Gott, was machen die drei Fragezeichen jetzt im Schwarzwald?

Oliver: Oder warum kümmern sie sich zum dritten Mal um Fußballgangster?!

Andreas: Also da haben wir keinen Einfluß. Es gibt ja, wie gesagt, erst mal die Bücher als Vorlage. Dann werden aus diesen Büchern die Cassetten gemacht. Ich weiß jetzt aber ehrlich gesagt auch nicht, wie das Verhältnis ist.

Jens: Ich weiß jetzt auch gar nicht, was tatsächlich passieren würde, wenn wir tatsächlich ein Buch so schlecht finden würden, daß wir sagen..., was weiß ich, es geht zum Beispiel um ...

Andreas: Es geht um Hörspielzicken. Das ist unter meiner Würde! Das mach ich nicht!

Jens: Genau (Jens und Andreas lachen). Das ist eigentlich keine schlechte Idee, das mal auszuprobieren.

Es gibt ja vom Niveau her schon unterschiedliche Folgen. Es gibt welche, die sind sensationell, da sage ich mir, die höre ich mir auch zehn Mal an und es gibt z.B. eine Folge, "Der Mann ohne Kopf", die höre ich mir nie wieder in meinem ganzen Leben an.

Andreas: Ja, die finde ich auch ziemlich furchtbar, die ist unglaublich spießig. [...] Aber Amanda Lear (spricht in "Der Mann ohne Kopf" Monique Carrera, Anmerk. d. Red.) sagt dir was, oder?

Ja, natürlich.

Andreas: Die war ja mit Salvatore Dali zusammen. Wir müssen ja auch mal ein paar Promis haben.

...aber was die da gesungen hat...

Andreas: Auf jeden Fall. Mein Vater fand die ganz klasse. Du hast aber Recht. Das ist natürlich auch kein Wunder. Das sind jetzt mittlerweile 110 Folgen, und das wird in Hamburg produziert. Wir suchen ja mittlerweile - das ist ja auch nicht unsere Aufgabe - aber die Produktion sucht ja immer nach neuen Stimmen, die auch irgendwie dazupassen können. Ich meine, dieser Topf ist dann natürlich irgendwann leer. Da muß man immer wieder gucken. Natürlich sind da Promis, die auch gerne mal mitsprechen wollen. Aber das heißt nicht, daß jeder Prominente gerne mitsprechen darf und soll, weil es muß ja auch ein bißchen um Qualität gehen. Das ist auf jeden Fall schon ein kritischer Punkt. Hörspiel ist eben auch...
Du hast ganz tolle Schauspieler, und wenn die dann dasitzen, vor'm Mikrophon, und da kommt teilweise wirklich leere Luft raus, weil die nur mit Gesicht spielen können. Das ist eine Kunst zu Sprechen und die Stimme so klingen zu lassen, das da auch eine Emotion dahintersteht -  ist nicht so einfach.

Oliver: Wenn das Ganze natürlich nicht vor der Kamera spielt, das können manche eben wirklich nicht, die lesen es dann ab, und die stellen sich eben nichts dabei vor, wenn sie das lesen. Man muß aber auch beim Hörspiel einen eigenen Film haben und sich vorstellen können, was passiert da jetzt in dieser Situation, was geht da ab, und wie stell` ich mir das vor, damit auch beim Zuschauer überhaupt ein Film abgehen kann. Es gibt wirklich ganz viele, die lesen so ganz tot runter, wo du sagst: ne, ne. Andere machen dann mal wieder eine Pause darein, und das hört sich alles so abgelesen an und dann kann auch beim Zuhörer nichts passieren. Wenn der hört, daß da irgend jemand etwas vorliest und gar nicht weiß, was er da macht. Der stellt sich dann nichts vor. Es gibt immer mal wieder einen, wo wir uns dann angucken und sagen: Na das ist ja wohl...

Habt ihr denn irgendeinen Promi-Wunsch? [...] Z.B. Verona Feldbusch?

Andreas: Ja das eben gerade nicht. (Jens lacht). Also es gibt ganz viele tolle Stimmen von Schauspielern, die ich ganz doll und auch wunderbar finde, aber die stell' ich mir eigentlich nicht unbedingt in den drei Fragezeichen-Geschichten vor.
Die möchte ich mir dann lieber für was anderes aufheben. Ja es ist so, es paßt ja auch nicht immer alles.

Oliver: Du kannst Manfred Krug beispielsweise nicht in so ein Ding reinstecken. Der ist so festgelegt auf einen Typus. Da würde sich jeder sofort - da würde diese ganze Phantasie, daß das Ding in Amerika spielt, und jeder seine eigenen drei Fragezeichen-Bilder hat und dann kommt die Stimme von Manfred Krug, und dann würde jeder denken, komm, der paßt doch da gar nicht hin, das ist doch so ein Norddeutscher Kommisar oder...

Andreas: ... und Günter Pfitzmann hatten wir auch schon.

Jens: Obwohl, also ich muß ganz ehrlich sagen, ich finde, die drei Fragezeichen haben diese Art von Promis überhaupt nicht nötig. Also wir hatten früher nicht diese prominente Besetzung und das waren wahrscheinlich sogar die besseren Hörspiele, sag ich jetzt mal. Es gibt einfach wunderbare Hörspielschauspieler, die nicht im Fernsehen auftreten. Ich glaube auch nicht, daß irgend jemand die jetzt kauft, weil, ich weiß nicht - Dingsdabumsda da mitspielt.

Andreas: Ja, das ist ein bißchen das Walt Disney-Prinzip. Ich meine, da funktioniert das in gewisser Weise. Till Schweiger spricht Herkules und dann geht man davon aus, die wetzen da alle rein. Es liegt natürlich überhaupt nicht daran. Der hat einen Vertrag und macht eigentlich nur Werbung. Das ist eigentlich so der Punkt. In 20 Jahren sagt man "Wieso ist denn dieser Herkules-Film so scheiße synchronisiert, was ist denn das für eine furchtbare Stimme?" Dann erkennt den kein Schwein mehr. Das ist immer so ein bißchen das Problem, das man bei den drei Fragezeichen eben auch Promis holt.
Wen ich wirklich richtig gut fand war Bastian Pastewka, weil der so richtig Spaß gehabt hat. Das war ein großer Fan, der wollte unbedingt einmal mitsprechen, und das war eine absolute Gaudi. Es war richtig super, mit dem zusammen zu albern, und das war auch ein unglaublich netter Typ. Das war auch richtig gut. Aber manche - die Agentur hat gesagt: "Mußte mal machen, haste Lust..." "Ich weiß gar nicht, was det ist. Ich komm' einfach mal." - Und das ist dann immer so ein bißchen vage.

Wie viel Zeit im Jahr verbringt ihr denn zusammen im Studio und habt ihr dann überhaupt noch Lust, euch privat zu treffen?

Jens: Vier Tage.

Oliver: Vier bis sechs Tage oder so. So drei Wochenenden im Jahr. Also mehr ist das nicht.

Andreas: Dafür fahren wir alle vierzehn Tage zusammen für drei Wochen lang in Urlaub. (Alle lachen)

Habt Ihr alle Folgen im Kopf?

Oliver: Nein. Alles weg vom Schirm. Wir hören die Folgen natürlich nicht permanent zu Hause wie viele Hörer. Ich weiß immer gar nicht, was den in welcher Folge war oder wer wer war. Da kann ich mich gar nicht daran erinnern, ehrlich gesagt. Und wenn man immer synchronisiert und dann machst du da noch eine Geschichte und da noch eine Geschichte, und dann quatschte da, ... da ist so ein Ding, das ist dann Abends wieder raus. Das löscht das Hörspiel dann aus deinem Zwischenspeicher.  Das ist ganz gut. Wenn man das alles behalten würde, das wäre wahnsinnig.
Also grundsätzlich kann ich mich natürlich immer an Justus erinnern. (Jens lacht)

Hat denn jeder von euch eine Lieblingsfolge?

Oliver: Folge eins bis zehn mag ich besonders, nein, Das leere Grab mag ich sehr gerne, Folge 69 (Folge 69 ist "Späte Rache", das "Leere Grab" ist Folge 78, Anmerk. d. Red.), glaub ich, und ...

Jens: Also meine Lieblingsfolge war eigentlich immer "Das Gespensterschloß", aber ich finde auch das "Hexenhandy" ganz gut.

Andreas: Ich finde die "Gefährlichen Fässer" am allerbesten. Die "Gefährlichen Fässer" ist, glaube ich, auch so eine Folge, ...

Einwurf von Jens: Die findest du so richtig gut!

Andreas:  ... die ist so richtig furchtbar. Die ist richtig furchtbar. Aber bei mir steht die ja ganz vorne, weil da passiert so gut wie überhaupt nichts, es ist eigentlich todlangweilig. Aber ich weiß  noch, daß wir uns bei den Aufnahmen beschippelt haben. Weil es war eigentlich nur Text. Die latschen da durch die Wüste und es passiert nicht großartig viel. Und deswegen ist für mich diese Folge, die "Gefährlichen Fässer", eigentlich die beste, weil Action ist ja eigentlich immer ganz nett , und wenn die sich immer so anfotzeln, irgendwo hin Eselskacke legen, das finde ich richtig gut... (Jens lacht)

Oliver: Ich fand gut, wie du das Tagebuch gelesen hast (gemeint ist "Der Nebelberg", Anmerk. d. Red.).

Andreas: Ja, aber ich habe das ja schon mal gesagt, ich finde das nicht so gut, wie das Tagebuch gelesen wurde. Zu langsam. Man muß das nicht so machen. "Ich - denke - gerade - nach" (Peter zieht diesen Satz beim Sprechen ganz lange und weit auseinander, Anmerk. d. Red.) - das nervt! Das finde ich nicht so gut. Aber ich finde das ganze Hörspiel sonst von der Atmosphäre ganz gut. Das ist so schön Atmosphärisch.

Warum gibt es auf einmal eine andere Titelmusik?

Andreas: Das gab es rechtlich Schwierigkeiten. Das (gemeint ist die neue Musik, Anmerk. d. Red.) fanden wir auch ganz furchtbar, das sich dieses "Da, da, da ,da" (Andreas stimmt die ersten Zeile der alten Musik an, Anmerk. d. Red.), das ist natürlich schon das Thema der Jugend. Nein, es gab wirklich rechtliche Schwierigkeiten mit dem Komponisten, das war Carsten Bohn, der das gemacht hat. Aber ganz ehrlich, wir würden euch das unglaublich gerne etwas darüber erzählen, aber wir sind gar nicht so involviert in diese rechtlichen Geschichten. Irgendwann hieß es nur es gibt eine neue und die haben dann wirklich alle - ja...

Könntest Ihr noch ganz kurz zusammenfassen, um was es in "Master of Chess" geht?

Jens: Also die drei Fragezeichen haben- Justus hat Geburtstag.

Oliver: Genau. Und die drei Fragezeichen machen einen Ausflug . Abseits der Piste, entfernt von jeglicher Zivilisation, geraten sie bei einem Unwetter in ein Schloß und sind von der Außenwelt abgeschnitten. Und mehr wird nicht verraten! (Jens lacht)

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Erste Impressionen
Faninterviews
Interview mit den drei Fragezeichen Teil I

 

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